Vorstellung des Kita-Berichts 2024 des Paritätischen Gesamtverbandes

Verfasst von Koordinierungsstelle

Am 06. Juni 2024 stellte Nils Espenhorst als Referent für Kindertagesbetreuung beim Paritätischen Gesamtverband den diesjährigen Kita-Bericht vor. Der Bericht basiert auf einer Online-Umfrage zur Qualitätssicherung in Kindertageseinrichtungen, an der zwischen Mai und Juni 2023 1760 Kita-Mitarbeiter*innen teilgenommen haben. Die Umfrage wurde nach 2019 und 2021 bereits zum dritten Mal durchgeführt. Sie orientiert sich an den Handlungsfeldern des 2019 in Kraft getretenen Gute-KiTa-Gesetzes (KiTa-Qualitäts- und -Teilhabeverbesserungsgesetz, KiQuTG) und untersucht dabei über 100 Aspekte der Qualitätsentwicklung in neun Handlungsfeldern, etwa der bedarfsgerechten Teilhabe, der Fachkräftegewinnung und -sicherung oder dem Fachkraft-Kind-Schlüssel.

Laut Nils Espenhorst bestätigt der Bericht, was Expert*innen und pädagogische Fachkräfte schon lange beanstanden: Die Lage in den Kindertageseinrichtungen gestalte sich weiterhin prekär. In den über 1500 erfassten Einrichtungen seien etwa 4000 Stellen (vorübergehend) unbesetzt. Bundesweit würden damit rund 125.000 Fachkräfte fehlen, die Situation in vielen Kindertageseinrichtungen habe sich seit der letzten Umfrage 2021 deutlich verschlechtert. Durchschnittlich bedeute das also das Fehlen von mehr als zwei Fachkräften in jeder Kita, oftmals sogar mehr. Die Bemühungen von Bund und Ländern, die Qualität in Kitas zu sichern, hätten diese Entwicklung bislang nicht aufhalten können.

Ein besonderer Schwerpunkt des Berichts liegt in diesem Jahr auf den Themenbereich Inklusion, wobei dabei ein Inklusionsbegriff zugrunde gelegt wurde, der sich vorwiegend auf Kinder mit Behinderung und/oder gesundheitlichen Auffälligkeiten bezieht. Obwohl viele Kindertageseinrichtungen seit langen Kindern mit Teilhabeleistungen betreuen und durch das Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) von 2021 an klare Inklusionsanforderungen gebunden sind, gibt es bislang kaum Erkenntnisse über die Umsetzung und Handlungsbedarfe hinsichtlich der gemeinsamen Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderung.

Umso relevanter seien laut Espenhorst deshalb die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage. Sie würden Hinweise auf erhebliche Handlungsbedarfe und Missstände geben. So sei auch in inklusiv arbeitenden Einrichtungen der Bedarf an zusätzlichem und entsprechend qualifiziertem Personal ungemein hoch. Auch aufgrund fehlenden Personals sei es kaum möglich, die Gruppengrößen zur Betreuung von Kindern mit Behinderung so zu reduzieren, wie es eigentlich angebracht wäre. Zudem hätten 56% der befragten Fachkräfte angegeben, die räumlichen Voraussetzungen für Inklusion seien in ihrer Einrichtung nicht zufriedenstellend und finanzielle Mittel für Anpassungen oftmals nicht gegeben. Als hochproblematisch bezeichnete Espenhorst mit Blick auf die Umfrageergebnisse außerdem die durchschnittliche Verfahrensdauer, die zwischen einer Bedarfsermittlung und dem Beginn der Teilhabeleistung in der Einrichtung liege. Oftmals sei hier eine Wartezeit von drei bis sechs Monaten, teils auch länger, der Normalfall. Das Verfahren sei zudem so bürokratisch und aufwendig, dass es selbst für engagierte Eltern schwer zu durchdringen sei.

Für inklusiv arbeitende Kindertageseinrichtungen sei eine strukturelle Verbesserung der Personalausstattung notwendig, um die Umsetzung von Inklusion zu erleichtern. Eine kindgerechte inklusive Betreuung und Förderung dürfe nicht an jahrelangen Antragsverfahren scheitern. Gleichzeitig müsse der Abbau bürokratischer Hürden bei der Umsetzung von Inklusion vorangetrieben werden.

Auch die übrigen Ergebnisse der Umfrage verweisen auf die zahlreichen Missstände, die im System der Kindertagesbetreuung vorherrschen. Die fachpolitischen Forderungen des Paritätischen Gesamtverbands zielen darauf ab, die Rahmenbedingungen nachhaltig und dauerhaft zu verbessern: Der gleichwertige Zugang zu den Angeboten müsse bundesweit sichergestellt werden, eine Ausweitung der Ausbildungskapazitäten und eine attraktivere Gestaltung der Ausbildung solle dem Fachkräftemangel entgegenstehen und Kindertageseinrichtungen mit einem hohen Anteil von Kindern, die von Benachteiligung bedroht sind, müssten besser ausgestattet werden. In diesem Zuge sei es Aufgabe der Länder, dafür Sorge zu tragen, eine krisensichere Finanzierung der Einrichtungen zu gewährleisten. Die in vielen Bundesländern übliche Beteiligung der Träger an den Kosten für die Kindertagesbetreuung schwäche deren Handlungsfähigkeit, stehe dem weiteren Ausbau im Weg und sei angesichts des Rechtsanspruchs auf eine Kindertagesbetreuung nicht angemessen.

Der Kita-Bericht 2024 steht hier als PDF zum Download bereit.