Was heißt hier eigentlich Demokratie?

Demokratieerziehung als originärer Auftrag der frühkindlichen Bildung

Demokratiebildung mit Kleinen und Großen

Ausgehend von der Überzeugung, dass vorurteilsbewusstes, demokratisches Handeln bereits im Kindesalter gelernt werden kann, setzt sich die Diakonie Deutschland in Zusammenarbeit mit der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder e. V. (BETA) verstärkt für Demokratiebildung in Kindertageseinrichtungen ein. In Weiterbildungsprogrammen werden pädagogische Fachkräfte und Fachberatungsmitarbeitende u. a. zu Demokratiebildung geschult und im Umgang mit ausgrenzenden Tendenzen, Rechtsextremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sensibilisiert. Sie erhalten Handwerkszeug, um sprachfähig zu sein und sich klar für demokratische Werte zu positionieren.


Ergebnisse der Arbeit im Projekt

Um Demokratiebildungsprozesse in Kindertageseinrichtungen zu fördern, werden im Projekt verschiedene Arbeitsmaterialen und Veranstaltungen gemeinsam mit Fachberatungen erarbeitet und durchgeführt:
 

  • Eine Broschüre zu "Demokratiebildung aus evangelischer Perspektive" soll ein Instrument sein, um die Themen Demokratie und Vielfalt im frühpädagogischen Arbeitsfeld ins Gespräch zu bringen, für ihre Umsetzung zu motivieren und als Ansatz in den Einrichtungen zu stärken.
  • Die Inhalte dieser Broschüre münden in Schulungen für Fachberatungen.
  • In Fachtagen und Workshops kommen Mitarbeitende aus frühpädagogischen Einrichtungen zusammen, um ihre Expertise und Erfahrungen miteinander auszutauschen, Positionen zu reflektieren und neue Kenntnisse zu gewinnen. Bisher diskutierte Themen waren Partizipation, Machtverhältnisse, Geschlechtervielfalt, vorurteilsbewusste Bildung sowie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit.
  • Es wird filmisches didaktisches Material entwickelt, das Fachberatungen und Einrichtungen zur Verfügung gestellt wird.
  • Ein sechssprachiges Poster mit Begleitflyer, auf dem fünf Partizipationsstufen erklärt werden, dient Fachkräften als Werkzeug. Sie können es nutzen, um über Partizipation, was sie in ihrer Kita bedeutet und wie sie dort gelebt wird, zu sprechen.


Erste Erkenntnisse aus der bisherigen Projektarbeit

Systemorientierter Blick zur Förderung von Demokratiebildung
Demokratiebildung ist mehr als eine pädagogische Herausforderung in der Kindertagesbetreuung, denn sie soll nicht nur dazu beitragen, dass Kinder Selbstwirksamkeitserfahrungen machen sowie Handlungs- und Selbstorganisationsfähigkeit entwickeln. Vielmehr ist Demokratiebildung auch erste politische Bildung. Es werden Grundqualifikationen für ein demokratisches Handeln vermittelt, wie z. B. Verhandlungs- und Konfliktlösungskompetenzen, Urteilsfähigkeit, Organisationsgeschick, Kooperationsfähigkeiten, Regelverständnis sowie Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung. Deswegen hat Demokratiebildung auch eine entscheidende gesellschaftspolitische Bedeutung.

Um dieser Bedeutung gerecht zu werden und Kitas als Orte zu gestalten, in denen demokratisches Handeln geübt werden kann, sind mitbestimmungsorientierte Strukturen und Entscheidungsverfahren hilfreich. Eine systemorientierte Perspektive fördert, Demokratiebildung in Kindertageseinrichtungen im Sinne eines institutionellen Wandlungsprozesses zu verankern. Denn wenn Ansätze von Demokratiebildung, wie z. B. Beschwerdemanagementverfahren, Sanktionen bei Diskriminierung, partizipativ orientierte Teamsitzungen und mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für Eltern und Familien ins Leben gerufen und umgesetzt werden sollen, hat das Auswirkungen auf Arbeitsabläufe und Entscheidungsstrukturen in den Einrichtungen und darüber hinaus. Auch der Ressourceneinsatz im Hinblick auf Zeit und Personal ist davon betroffen.

Erziehungspartnerschaft
Von besonderer Bedeutung im Zusammenhang einer Neuorientierung von Arbeitsabläufen und Prioritäten in der Kindertagesbetreuung ist die Zusammenarbeit mit Familien. Denn Demokratiebildung und vorurteilsbewusste Erziehung funktionieren nur mit ihnen, nicht für sie. Pädagogische Fachkräfte, Kinder und ihre Angehörigen sind eine gemeinsam zu adressierende Gruppe. Insofern sollte neben der Bildungsinstitution Kindertagesbetreuung auch der (Demokratie-)Bildungs- und Lernort Familie in den Blick genommen werden. Pädagogische Fachkräfte sollten Eltern dabei auf Augenhöhe begegnen. So werden sie an bestimmten Entscheidungen in ihrer Kita bei Demokratiebildungsprozessen systematisch beteiligt. Ihnen werden Möglichkeiten zur Mitwirkung gegeben und sie erhalten so die Chance, das Zusammenleben in der Kita mitzugestalten. Wenn Eltern und Familien erleben, dass sie gehört werden und mit ihren Bedürfnissen Berücksichtigung finden, fühlen sie sich motiviert, ihren Beitrag zu Demokratiebildung zu leisten.
 

Fazit

Das Projekt der Diakonie Deutschland trägt dazu bei, dass Demokratiebildung in evangelischen Kindertageseinrichtungen gestärkt wird und schon bei jungen Kindern demokratisches Interesse geweckt wird.

Ein Erzieher sitzt mit zwei Kindern an einem runden Tisch. Die KInder malen auf Papier.
©monkeybusinessimages/iStock

Hintergrund

Die Diakonie Deutschland ist der gemeinnützige, soziale Dienst der evangelischen Kirchen. Als Wohlfahrtsverband vertritt sie die Interessen der Menschen, für die ihre Dienste und Einrichtungen tätig sind, gegenüber Parlament und Regierung sowie in der Öffentlichkeit. Sie arbeitet dafür, dass die Sozialstaatlichkeit des Grundgesetzes gewahrt bleibt und der Staat seiner Pflicht zur Daseinsvorsorge nachkommt. Sie versteht sich als Anwältin der Menschen in Not und sozialpolitische Impulsgeberin.

 

Kontaktdaten

Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband
Carolin-Michaelis-Straße 1
10115 Berlin

Meike Geppert
T 030.65211 1066
meike.geppert(at)diakonie.de