Das Bild zeigt Publikumsreihen und eine Bühne mit enem Redner vor einem Rednerpult und eine Leinwand mit einer Präsentation darauf im Hintergrund.

Partizipation auf allen Ebenen – für eine umfassende strukturelle Verankerung von Partizipation

Verfasst von Teresa Lehmann/BVKTP

Rund 70 Fachberaterinnen und -berater aus dem gesamten Bundesgebiet trafen sich am 19.06.2019 in den Räumen der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin zum Fachtag „Und jetzt auch noch Partizipation?! – Zur Rolle der Fachberatung in der Kindertagespflege“, den der Bundesverband für Kindertagespflege und die Stiftung in Kooperation organisiert haben und damit die sehr gute Zusammenarbeit aus den letzten Jahren erfolgreich fortsetzen.

Demokratische Partizipation ist ein Querschnittsthema, das viele Aufgaben der Fachberatung betrifft. Sie ist Inhalt der pädagogischen Begleitung und Beratung von Eltern und Kindertagespflegepersonen, berührt aber auch die eigene Position und Entscheidungsspielräume im Beruf. Mitunter steht sie in einem Spannungsverhältnis zur Fach- und Dienstaufsicht. Gemäß der Erkenntnis, dass Partizipation besonders dann gut gelingt, wenn sie strukturell verankert wird und auf allen (Hierarchie-)Ebenen umgesetzt wird, thematisierte der Fachtag alle Bereiche, die die Fachberatung betreffen:

Zunächst sprachen Florian Dähne von der Friedrich-Ebert-Stiftung und Inge Losch-Engler vom Bundesverband für Kindertagespflege eröffnende Worte. Florian Dähne betonte dabei besonders die Wichtigkeit von positiven Erfahrungen mit demokratischen Aushandlungs- und Entscheidungsprozessen, die möglichst früh im Leben gemacht werden.

Nach einer kurzen Vorstellung des Projekts „Demokratie und Partizipation von Anfang an“ durch die zuständige Referentin des Bundesverbandes, Teresa Lehmann, wurde im Eröffnungsvortrag von Silvia Deichmann-Seidel der Gießener Weg zur Partizipation vorgestellt. Hierbei handelt es sich um weit mehr als ein „Projekt“, sondern vielmehr wurde Partizipation im Jugendamt und der Stadt Gießen umfassend strukturell verankert. Kindertagespflegepersonen, pädagogische Fachkräfte, Kita-Leitungskräfte, Fachberatungen – sie alle arbeiten gemeinsam in Arbeitsgemeinschaften und in einer Steuerungsgruppe daran, Partizipation von Kindern und Eltern umzusetzen, Beschwerdeverfahren einzuführen und ihre eigenen Belange kompetent zu vertreten, auch im Jugendhilfeausschuss der Stadt. Frau Deichmann-Seidel arbeitete heraus, wie wichtig eine demokratische Grundhaltung für die Umsetzung von Partizipation ist. Das hohe Engagement in der anschließenden Diskussion zeigte: Der Vortrag war für die Teilnehmenden aus anderen Städten und Regionen inspirierend und ermutigend.

In der anschließenden Workshop-Phase wurden verschiedene Aspekte vertieft:

Sabine Radtke vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin stellte im Workshop aktuelle Informationen und Materialien zum Thema „Partizipation von Kindern bis drei Jahren“ vor und rüstete die Teilnehmenden damit bestens für ihre Beratungstätigkeit von Kindertagespflegepersonen.

Wie Beratungssituationen und Vernetzungstreffen partizipativ gestaltet werden können und trotzdem die Fachaufsicht durchgeführt werden kann, war Thema des Workshops von Bärbel Burgschat-Zischow von Pflegekinder in Bremen gGmbH. Der Workshop befasste sich mit dem Spannungsverhältnis zwischen diesen beiden wichtigen Aufgaben der Fachberatung.

Die eigenen Beteiligungsmöglichkeiten von Fachberaterinnen und -beratern wurden im Workshop von Jutta Hesse von der Pflegekinder in Bremen gGmbH beleuchtet. Gemeinsam diskutierten die Teilnehmenden, an welchen Stellen sie selbst bereits Einfluss nehmen können und in welchen Bereichen sie noch Verbesserungsbedarf sehen. Dabei gab es zum Teil überraschende Erkenntnisse: „Mir war gar nicht klar, dass wir schon so gut aufgestellt sind,“ sagte eine Teilnehmerin.

Eva Prausner vom Eltern stärken e. V. erarbeitete gemeinsam mit den Teilnehmenden ihres Workshops Handlungsstrategien, um aufmerksam für und handlungsfähig zu sein, wenn sich Eltern, Kindertagespflegepersonen oder Personen im Kollegium diskriminierend äußern. Anhand von Beispielen aus der eigenen Beratungspraxis fanden angeregte Diskussionen zwischen den Workshopteilnehmenden statt.

Im anschließenden Vernetzungs-Café konnten die Fachberatungen bei Kaffee und Kuchen über die Workshop-Inhalte ins Gespräch kommen und sich bundesweit vernetzen. Diese Möglichkeit wurde sehr gut angenommen und zeigt, wie wichtig der informelle Austausch für die Fachpraxis ist.