Bericht zum 4. Netzwerktreffen für die Partnerschaften für Demokratie mit frühpädagogischen Vorhaben

vom 16.11.2023

Wie jedes Jahr veranstaltete die Koordinierungsstelle auch in 2023 ein Netzwerktreffen für die Partnerschaften für Demokratie (PfD) mit frühpädagogischen Vorhaben. Im Fokus des Treffens standen Erfahrungsberichte und Projektvorstellungen aus den Partnerschaften für Demokratie Wiesbaden und Neustadt in Holstein.

Nach der Begrüßung durch die Koordinierungsstelle „Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“ stellte Kathrin Arroyo, Fortbildnerin und Koordinatorin der PfD Wiesbaden das Projekt „Demokratie Leben! in Kita und Grundschule in Wiesbaden“ für Kinder zwischen 0 und 10 Jahren vor und ging dabei insbesondere auf die Projektgenese, Herausforderungen bei der Umsetzung sowie auf die weiteren Planungen für das letzte Projektjahr 2024 ein. Nachdem es zu Beginn des Projektes in der Kommune noch sehr wenig Aktivitäten hinsichtlich früher Demokratiebildung gab, wurden ein Buch und eine Handreichung zum Thema Würde entwickelt, die für die pädagogische Arbeit mit Kindern ab 5 Jahren konzipiert sind. Mit dem Ziel, Angebote und Materialien zur Demokratieförderung möglichst niedrigschwellig in die interessierten Kitas und Grundschulen zu bringen, hat sich das Projekt seitdem stetig weiterentwickelt. Anfangs arbeitete es mit nur einem Träger zusammen, inzwischen sind noch viele weitere dazugekommen, die in engem Austausch mit der Fach- und Koordinierungsstelle stehen. Das Projekt hat zwei zentrale Aufgabenbereiche: Gemeinsam mit dem IKF e.V. werden verschiedene Veranstaltungen und Materialien angeboten. Dazu zählen beispielsweise sechs Bücherkoffer, die von Kitas und Schulen bei den Stadtbibliotheken entliehen werden können – für den Kitabereich beinhalten sie Lesestoff und Materialien zum Thema „Mit Kindern über Würde und Menschenrechte ins Gespräch kommen“. Auch zahlreiche Netzwerktreffen und Workshop-Angebote stehen zur Verfügung. Die inhaltliche Grundlage der angebotenen Formate stellt dabei das inklusive Praxiskonzept „Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung“ der Fachstelle Kinderwelten des Instituts für den Situationsansatz dar, mit der das Projekt seit 2023 kooperiert. Der zweite Bereich des Projekts macht es sich zur Aufgabe, über die Fördermöglichkeiten des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ zu informieren und Träger*innen aus dem Bereich von Kita und Grundschule zu ermutigen, eigene Projektanträge einzureichen. Zwar richte sich das Projekt vorrangig an Fachkräfte der frühkindlichen Bildung, doch auch Eltern profitieren von den Angeboten. So käme beispielsweise das Buch „Unsere Würde“ insbesondere im Rahmen der Angebote eines Eltern-Cafés zum Einsatz.

Im zweiten Teil des Netzwerktreffens stand die Beteiligung von Kita-Kindern in der Kommune im Fokus. Danny Seidel, Jugendcoach und Leiter der Koordinations- und Fachstelle der PfD Neustadt in Holstein und Gregor Dehmel vom Verein Politik zum Anfassen stellten dazu das sogenannte Planspiel „Demokratie-Safari“ vor, das eine Weiterentwicklung des „Kinderrates“, einem Beteiligungsformat für Grundschüler*innen, ist. Gemeinsam entwickelten sie die zweitätige Demokratie-Safari. Dass die Zielgruppe (Vorschulkinder) zumeist noch nicht oder nur wenig lesen und schreiben kann, war eine Herausforderung in der Konzeptentwicklung, die durch die Verwendung von Symbolen und durch verschiedenen Formen der Visualisierung gut aufgefangen werden konnte. Im Projekt wird Kommunalpolitik für die Jüngsten erklärt und erfahrbar gemacht. Fragen wie „Wie regiert man eine Stadt?“, „Was machen die Politiker*innen einer Stadt eigentlich?“ und „Wer organisiert den Wochenmarkt?“ stehen dabei im Fokus. Es wird darauf geachtet, dass die Kinder insbesondere mit den Themen in Berührung kommen, die auf ihren eigenen Erfahrungsbereich bezogen sind. Das können beispielsweise der Spielplatz in der Nähe der Kita oder eine gefährliche Straßenkurve in der Innenstadt sein. Die Kinder bringen Ideen und Verbesserungsvorschläge ein und schreiben bzw. malen eigene Anträge. Digitale Medien kommen hierbei ebenso zum Einsatz wie KI-Visualisierungsprogramme und Bewegungselemente. Anschließend nehmen sie an einer simulierten Fraktionssitzung teil und stellen das Erarbeitete am Ende sogar bei einer Sitzung im Rathaus vor. Danny Seidel und Gregor Dehmel berichten, dass das Feedback zum Planspiel seitens der Kinder und der beteiligten Politiker*innen sehr positiv sei. Da eine Projektevaluation gezeigt hatte, dass auch die Eltern gerne beteiligt werden wollten, wird nun auch die sogenannte „Eltern-Zeit“ angeboten, in der die Familien live bei der Durchführung der Safari zugeschalten werden können.

Nach der Projektvorstellung hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, sich in Kleingruppen zum Thema auszutauschen. Dabei wurde deutlich, dass das Thema als sehr wichtig angesehen wird, die pädagogischen Fachkräfte sich jedoch wegen des hohen Arbeitsaufwands solcher Projekte teils überfordert fühlen. Auf die Frage, ob es einzelne, von den Kindern im Planspiel entwickelte Ideen gebe, die in Kommunen tatsächlich umgesetzt werden konnten, führte Gregor Dehmel aus, dass es in erster Linie darum gehe, die Botschaft der Partizipation und der vielfältigen Ideen für die eigene Umgebung zu vermitteln – der Prozess der gemeinsamen Auseinandersetzung und das Erleben sei also wichtiger als das tatsächliche Ergebnis. Darüber hinaus konnten im Rahmen des Netzwerktreffens Impulse für die Nutzung von PfD-übergreifenden Projektangeboten gegeben werden.

Zum Abschluss stellte die Koordinierungsstelle aktuelle Materialien und Veranstaltungen im Projekt „Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“ vor. Alle Aktivitäten des Kooperationsverbundes finden sich auch im Padlet zum Netzwerktreffen.

©Politik zum Anfassen e.V.