Rassismus in der Kita
Kinder beginnen schon früh, gesellschaftliche Normen, Werte und Verhaltensmuster zu übernehmen. Kinder entwickeln ab einem jungen Alter ein Bewusstsein für Unterschiede wie Hautfarbe, Herkunft oder Sprache. Ohne bewusste Auseinandersetzung mit Vorurteilen können diese leicht verinnerlicht und reproduziert werden. Auch Kitas sind nicht frei von diskrminierendem Verhalten oder Äußerungen - unter Kindern, von Eltern oder Fachkräften.
Fachkräfte haben die Verantwortung, ein wertschätzendes und inklusives Umfeld zu schaffen, in dem Diversität als Bereicherung wahrgenommen wird. Durch die Reflexion eigener Vorurteile und gezielte Bildungsarbeit können sie Kindern helfen, Empathie, Toleranz und Respekt zu entwickeln und diskriminierende Strukturen zu erkennen und abzubauen.
Weiterführende Informationen zum Thema
Demokratie & Vielfalt – Alle inklusive? Der KiTa-Podcast
Folge 3: "Kita ohne Rassismus - Von der Haltung zum Handeln"
In dieser Folge spricht Moderatorin Katrin Rönicke mit Aileen Puhlmann und Christiane Kassama über Alltagsrassismus, den schon junge Kinder und ihre Familien in Kitas erleben. Dabei geht es auch darum, wie man sich der eigenen Vorurteile bewusst wird und wie man mit Ausgrenzungen umgeht.
Expertise "Rassismus im Handlungsfeld Kita"
Diese Publikation von Arbeit und Leben Hamburg e.V. thematisiert Rassismus als ein seit der Antike bestehendes Gewaltverhältnis, das durch Kolonialismus und Gesetze wie die Nürnberger Gesetze im Nationalsozialismus legitimiert wurde, um die Ausbeutung und Vernichtung von nicht-weißen Menschen zu rechtfertigen. Rassismus wirkt bis heute in weißen Gesellschaften durch bewusste und unbewusste Ungleichbehandlung auf verschiedenen Ebenen. Jasmine Rouamba untersucht in ihrer Expertise die Auswirkungen von Rassismus im Kita-Bereich und diskutiert Handlungsoptionen für Fachkräfte.
Broschüre Rassismus: Eine Definition für die Alltagspraxis (2018)
Die Broschüre liefert einen zusammenfassenden Überblick zu Rassismus, welcher über die Ziehung sozialer Grenzen und als tragendes System einer Gesellschaft funktioniert. Die Autorin Maureen M. Auma erläutert dabei seine zentralen Eigenschaften: Rassismus als ein Wahrnehmungssystem und Rassismus als Fundament für Hierarchien. Mit einem Exkurs auf den modernen Rassismus werden dessen Wurzeln in der Aufklärung und der "neue“ Rassismus auf der Basis von Kulturdifferenzen thematisiert.
Studie „Ich habe lange gekämpft, aber dann sind wir doch gewechselt“ Eine explorativ-qualitative Pilotstudie zum Umgang mit institutionellem Rassismus in Berliner Kitas (2022)
In dieser Pilotstudie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforung, basiert auf Interviews mit Eltern und Expert*innen, untersucht Erfahrungen und den Umgang mit Alltagsrassismus in Berliner Kitas. Die Ergebnisse zeigen, dass Rassismus in Kitas durch diskriminierende Annahmen, Materialien und Routinen auftritt. Die Studie unterstützt bestehende Forderungen nach rassismuskritischer Organisationsentwicklung, besseren Ausbildungs-Curricula und einem institutionalisierten Beschwerdemanagement. Sie betont zudem den großen Forschungsbedarf im Bereich Rassismus in der frühkindlichen Bildung in Deutschland.
Weitere Links
- Amadeu Antonio Stiftung (Hg.) (2018): „Ene, mene, muh – und raus bist du!“ Ungleichwertigkeit und frühkindliche Pädagogik
- Bundschuh/Müller (2019): Neue Perspektiven. Rassismussensibilität in rheinland-pfälzischen Kitas. Studie zur Rassismussensibilität in rheinland-pfälzischen Kitas. (Forschungsbericht)
Unsere Expertin
Aileen Puhlmann ist Vorständin des Lemonaid & Charitea e. V.. Sie studierte Entwicklungspolitik mit dem Schwerpunkt Afrika. Im Sommer 2020 entfachte sie eine Debatte mit einem Blogeintrag, über ihre Rassismuserfahrungen und die ihrer Tochter in einer Kita in Hamburg. Sie gründete außerdem die Initiative „Community Kids“ für Schwarze Eltern in Hamburg. Zu ihren Themen zählen u.a. Rassismus, Entwicklungszusammenarbeit, Dekolonisierung, soziale Ungleichheit und frühkindliche antirassistische Aufklärung.