Dokumentation der Fachtagung 2019

"Früh übt sich. Bildung für Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung"

Das Bild zeigt einen großen Raum mit Publikum, das in zwei Stuhlreihen sitzt.
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Am 06./07. November 2019 war es so weit: Im voll besetzten Festsaal der Berliner Stadtmission führte die Koordinierungsstelle gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern ihre diesjährige Fachtagung durch. Die Veranstaltung markierte zugleich den Abschluss der ersten Förderphase des Projekts „Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“. Knapp 200 Teilnehmende aus der frühpädagogischen Praxis, aus Verwaltung und Wissenschaft diskutierten zwei Tage lang zentrale Aspekte früher Demokratiebildung und Vielfaltspädagogik. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der gesellschafts- und fachpolitischen Relevanz des Themenfeldes sowie seiner rechtlichen und strukturellen Rahmung. Außerdem wurden konkrete Ergebnisse aus den Einzelvorhaben der Wohlfahrtsverbände präsentiert.

Tag 1

Vorstellung des Thesenpapiers „Wir sind politisch.“

Nach der Begrüßung durch die Leiterin der Koordinierungsstelle, Franziska Porst, stellten Vertreterinnen und Vertreter des Kooperationsverbunds das im Rahmen des Projekts entstandene Thesenpapier „Wir sind politisch. Elf Thesen zu Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“ vor. Die Teilnehmenden konnten mit farbigen Moderationskarten während der Vorstellung Zustimmung oder Skepsis signalisieren. Im Anschluss wurden die Thesen in Kleingruppen vertieft diskutiert und die Reflexionsergebnisse auf den Karten festgehalten. Das Stimmungsbild zeigte grundsätzlich sehr viel Zustimmung zu den Thesen; die Diskussionen und Kommentare verdeutlichten aber auch, dass sich in der konkreten Umsetzung in der Praxis immer wieder Fragen ergeben bzw. Hindernisse auftauchen. Besonders intensiv wurden in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit mit Familien, die Kooperation mit der Schule und die Demokratisierung von Entscheidungsstrukturen innerhalb von Teams und Trägern diskutiert.

Das Bild zeigt eine Bühne mit einer sprechenden Person am Rednerpult und einigen Personen, die daneben stehen.
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Auftaktdiskussion „Wie politisch ist frühe Bildung?“

Die Auftaktdiskussion, welche unter der Leitfrage „Wie politisch ist frühe Bildung?“ stand, griff diese Aspekte auf. Mit Frank Jansen vom Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK), der Kita-Leiterin und Partizipationsexpertin Elisabeth Dannenmann sowie Birgit Zeller als Vertreterin der Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter kamen sehr unterschiedliche Perspektiven auf dem Podium zusammen.

Frank Jansen beantwortete die Leitfrage eingangs ganz eindeutig: „Kita ist politisch; sonst würde ich dort auch nicht so gerne arbeiten.“ Daran anknüpfend zeigte Birgit Zeller drei politische Dimensionen des Handlungsfeldes auf: 1. die frühe Bildung als Politikfeld, das in den vergangenen Jahren, beispielsweise durch die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Kita-Platz für Kinder ab einem Jahr, enorm an Bedeutung gewonnen habe; 2. die frühe Bildung als Ort der Umsetzung demokratischer Partizipation, wie es beispielsweise das SGB VIII und die Bildungspläne der Länder vorsehen; und 3. die frühe Bildung als Reflexionsfläche gesellschaftspolitischer Veränderungen. Elisabeth Dannenmann berichtete aus ihrer eigenen pädagogischen Praxis, in der Partizipation und Inklusion von zentraler Bedeutung sind. Sie unterstrich, dass es darum gehe, unter den Fachkräften ein politisches Bewusstsein zu schaffen, denn: „Demokratie in der Kita ist kein Projekt.“ Auch Birgit Zeller machte deutlich, dass Beteiligung und Demokratie keine Extras, sondern Grundlagen frühkindlicher Pädagogik darstellen.

Daran anschließend betonte Frank Jansen die Notwendigkeit der strukturellen Verankerung von Demokratie und Vielfalt, beispielsweise durch die Bildungspläne der Länder, sofern diese mit entsprechenden Unterstützungsleistungen hinterlegt seien, oder das Qualitätsmanagement der Träger. Über das Für und Wider von Qualitätshandbüchern und Leitbildern ließ sich auf dem Podium allerdings zunächst kein Konsens herstellen. Auch das sogenannte „Gute-Kita-Gesetz“ und die Frage der Beitragsfreiheit wurden kontrovers diskutiert. Während sie für die einen eine zentrale Zugangsvoraussetzung darstellte, wurde auf der anderen Seite betont, dass sie nicht über das „Gute-Kita-Gesetz“ hergestellt werden sollte, dessen Ursprungsidee es gewesen sei, bundesweit eine Angleichung der Rahmenbedingungen zu schaffen.

Deutlich wurde hingegen, dass der Aspekt der Trägerqualität zentral ist. Kritisch wurde angemerkt, dass nicht immer gewährleistet sei, dass Träger für ihre Aufgaben qualifiziert seien, wenn beispielsweise mancherorts der Bürgermeister oder der Pfarrer für Kindertagesbetreuung zuständig seien. Birgit Zeller empfahl hier den Zusammenschluss kleinerer Träger zu Trägerverbünden.

Als weitere Facette der strukturellen Verankerung von Demokratie und Vielfalt wurden auch notwendige Teamentwicklungsprozesse angesprochen. Elisabeth Dannenmann und Birgit Zeller unterstrichen die Bedeutung von Teamfortbildungen und betonten, dass Einzelkämpferinnen in der Kita bei Themen wie Partizipation und Diskriminierungsschutz wenig ausrichten könnten.

Zum Schluss lenkte die Moderatorin der Runde, Maja Hebel, den Fokus auf bestehende Ausschlusspraktiken im Handlungsfeld und regte zu einem selbstkritischen Blick an. Elisabeth Dannenmann berichtete von einem Fall aus ihrer eigenen Einrichtung, wo sich ein Elternpaar diskriminierend geäußert hatte und der großen Vielfalt der Kinder und des Teams (in der Kita kommen Menschen aus 27 Nationen zusammen) derart ablehnend gegenüberstand, dass die Familie schließlich gehen musste. Das Team habe den Fall anschließend gemeinsam reflektiert und sich dabei durch das Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus begleiten lassen. Daraus sei eine Hausordnung entstanden, an deren Entwicklung auch die Kinder beteiligt gewesen seien. Die Hausordnung sei im Rahmen eines Festaktes vorgestellt worden. Sie werde in verschiedene Sprachen übersetzt und von allen Eltern unterzeichnet und bilde so einen gemeinschaftlichen Bezugsrahmen für Vielfalt und gegen Ausgrenzung.

Zum Abschluss wurde die Frage nach der Repräsentation gesellschaftlicher Vielfalt beispielsweise in Kitas in katholischer Trägerschaft aufgeworfen. Frank Jansen betonte, dass die in seinem Verband organisierten Einrichtungen ein Spiegel der Gesellschaft seien. Bis zu 67 % der in katholischen Einrichtungen betreuten Kinder hätten einen Migrationshintergrund. Zugleich erkannte er an, dass die Teamzusammensetzung weniger ausgewogen sei. So seien – wie im ganzen Arbeitsfeld – verhältnismäßig wenig Männer beschäftigt; auch muslimische oder konfessionsfreie Fachkräfte seien unterrepräsentiert. Der KTK-Geschäftsführer zeigte sich aber optimistisch, dass hier in den nächsten zwei Jahren mit Veränderungen zu rechnen sei und verwies auf die durch das Projekt bereits angestoßenen Reflexionsprozesse innerhalb des Verbandes.

In der anschließenden Fragerunde sprach ein Teilnehmender eine weitere Dimension des Politischen an, nämlich die Frage nach den Forderungen an Politik. Elisabeth Dannenmann entgegnete, dass das Feld gegenüber Politik auch weiterhin für angemessene Rahmenbedingungen eintreten müsse, die Diskussion um Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung dort aber nicht enden dürfe, sondern die Verantwortung von Trägern, Leitungs- und Fachkräften ebenso in den Blick genommen werden müsse. Frank Jansen wiederholte die Forderung seines Verbandes (und vieler weiterer Akteure) nach einem Bundesqualitätsgesetz zur Schaffung bundesweit gleicher Rahmenbedingungen und erntete dafür vom Publikum viel Applaus.

Das Bild zeigt Personen auf der Bühne in einem Podium zusammensitzen. Eine Frau hält ein Mikro und spricht.
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Fachinput „Früh übt sich. Kinder und Demokratie“

Prof. Dr. Iris Ruppin (htw saar) stellte in ihrem Input die Frage danach, wie politische Bildung auch schon in der Kita gelingen könne, und präsentierte dazu eigene Forschungsergebnisse. Ausgangspunkt ihrer Untersuchung sei das Konzept der generationalen Ordnung gewesen, das – anders als der agency-Ansatz (Kind als Akteur) – auf die „Komplizenschaft“ von Kindern mit bestehenden Machtverhältnissen abhebe. Aus den Ergebnissen der Erhebung ließen sich drei verschiedene Typen von Kindern ableiten (das komplizenhafte Kind, das hedonistische Kind und das dekonstruktivistische Kind), die jeweils unterschiedliche Partizipationsbedürfnisse hätten. Nur der dekonstruktivistische Typ fordere beispielsweise Beteiligungs- und Beschwerdemöglichkeiten aktiv ein.

Abschließend stellte Prof. Dr. Ruppin Schlussfolgerungen für die frühe politische Bildung vor. So müsse diese nicht nur auf demokratische Partizipation fokussieren, sondern auch Vielfalt und Diskriminierung in den Blick nehmen. Zudem sollten die hohen Anforderungen an politisches Interesse und Wissen an Kinder, aber auch an Fachkräfte reflektieren werden. Professionalisierungsprozesse müssten so ausgestaltet sein, dass Fachkräfte die (politischen) Fragen von Kindern nicht überhören; ihre politischen Kompetenzen müssten gestärkt werden.

zur Präsentation

In der folgenden Diskussionsrunde wurde vor allem die Frage des Umgangs mit dem „Typ 3“ beleuchtet. Dabei wurde deutlich, dass die (vermeintlichen) Regelverstöße dieser Kinder von Fachkräften häufig nur als „Lärm“, nicht aber als Artikulation bzw. Beschwerde verstanden würden. Eine Teilnehmerin machte deutlich, dass die als problematisch wahrgenommenen Verhaltensweisen der „dekonstruktivistischen“ Kinder in Wahrheit Coping-Strategien zum Umgang mit Machtungleichheit seien und formulierte den folgenden (hohen) Anspruch an das eigene Feld: Die (Macht-)Verhältnisse in der Kita sind so umzugestalten, dass Kinder diese Strategien nicht anwenden müssen. Frau Prof. Dr. Ruppin gab zu bedenken, dass die dafür erforderliche Machtabgabe der Erwachsenen nur schwer umzusetzen sei. Ihre Forschungsergebnisse legten den Schluss nahe, dass die Selbsteinschätzung von Fachkräften oft positiver sei als die eigentliche Praxis. Daher sei es zentral, das eigene pädagogische Handeln fortlaufend zu reflektieren. Teil dieser Reflexionsprozesse müsste auch die Teamentwicklung hin zu einer partizipativen Teamkultur sein.

Das Bild zeigt eine Frau am Rednerpult mit befestigten Mikro, die spricht.
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Fokusrunden

In den sich anschließenden Fokusrunden stellten namhafte Expertinnen und Experten der frühen Demokratiebildung und Vielfaltspädagogik wesentliche Erkenntnisse aus dem Themenfeld vor und diskutierten diese mit den Teilnehmenden.

Fokus 1: Kinder können Demokratie! – Empirische Erkenntnisse zu früher Demokratiebildung (Präsentation wurde nur Teilnehmenden der Fokusrunde zur Verfügung gestellt)
Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker, Universität Hamburg

Fokus 2: Partizipation in der Kita – Gelebte Demokratie schützt vor Machtmissbrauch! (Üräsentation wird nur Teilnehmenden zur Verfügung gestellt)
Rüdiger Hansen, Institut für Partizipation und Bildung

Fokus 3: Kinderrechte sind demokratische Rechte. Partizipation und frühe Demokratiebildung aus kinderrechtlicher Perspektive ( zur Präsentation)
Prof. Dr. Jörg Maywald, Deutsche Liga für das Kind

Fokus 4: Kitakultur zwischen Dominanzkultur und kultureller Demokratie: Ansatzpunkte einer vorurteilsbewussten Organisationsentwicklung in Kitas ( zur Präsentation)
Petra Wagner, Institut für den Situationsansatz

Fokus 5: Hürden für Beteiligung erkennen oder: Wie funktioniert das mit dem diversitätsbewussten Blick? (zu dieser Fokusrunde wurde keine Präsentation zur Verfügung gestellt)
Astrid Grabner, Kitaleiterin

Fokus 6: Kita für alle – gleichwertig. Auseinandersetzung mit Diskriminierung und Erscheinungsformen von Rechtsextremismus und völkischem Autoritarismus (zu dieser Fokusrunde wurde keine Präsentation zur Verfügung gestellt)
Eva Prausner, Projekt ElternStärken, pad GmbH

Fokus 7: Rechtlicher Diskriminierungsschutz – auch für Fachkräfte! Über die Anwendbarkeit des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes in der Kita (zu dieser Fokusrunde wurde keine Präsentation zur Verfügung gestellt)
Gudula Fritz, Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Fokus 8: Demokratiebildung braucht demokratiekompetente Fachkräfte. Anforderungen an Demokratiebildung in der frühpädagogischen Ausbildung (Handout wurde nur den Teilnehmenden per E-Mail zur Verfügung gestellt)
Prof. Dr. Raingard Knauer, FH Kiel

Das Bild zeigt drei Frauen, die zusammensitzen und sprechen.
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Das Bild zeigt einen Ausschnitt eines Stuhlkreises. Im Vordergrund sind drei miteinander sprechende Personen zu sehen.
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Das Bild zeigt mehrere sitzenden Personen, eine Frau ist im Vordergrund.
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Ausklang des ersten Tages

Prof. Dr. Karin Böllert, Vorsitzende der AGJ, fasste anschließend die Eindrücke des ersten Veranstaltungstages zusammen und brachte dessen Quintessenz - basierend auf den Titeln der Fokusrunden - auf die Formel: "Alle Kinder können Demokratie, wenn sie Rechte haben, sie und ihre Eltern Teilhabe erfahren und das in einer Kita, deren Organisationskultur vorurteilsbewusst ist und durch demokratiekompetente Fachkräfte mit einem diversitätsgeschulten Blick gestaltet wird."

Anschließend brachten Jessica Schuch und Tobias Sailer (BIK City Impro) mit Pianistin Bettina Fischer gekonnt Improvisationstheater und frühe Demokratiebildung zusammen und sorgten für einen heiteren Ausklang des ersten Veranstaltungstages.

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Tag 2

Input: Vorstellung erster Ergebnisse der Expertise „Demokratie und Vielfalt in den Bildungsplänen der Länder“

Zu Beginn des zweiten Veranstaltungstages stellte Prof. Dr. Carmen Dorrance (Hochschule Fulda) erste (Zwischen-)Ergebnisse der von der Koordinierungsstelle in Auftrag gegebenen und von ihr erstellten Expertise zum Thema „Demokratie und Vielfalt in den Bildungsplänen der Länder“ vor. Sie hatte die insgesamt mehr als 3000 Seiten der Bildungspläne der Länder hinsichtlich verschiedener Facetten des Themenfeldes (quantitativ) ausgewertet und die Verbindlichkeit der Vorgaben mit einem Ampelsystem bewertet.

In der sich anschließenden Fragerunde wurde zunächst auf die (wahrgenommene) Diskrepanz zwischen schriftlichen Vorgaben und tatsächlicher Praxis in den einzelnen Bundesländern hingewiesen. Problematisiert wurde auch die Schwierigkeit, anhand der frei verfügbaren Informationen Schlüsse über die Verbindlichkeit der Bildungspläne (und ihre Hinterlegung mit finanziellen Mitteln zur Umsetzung) zu ziehen. Von Länderseite wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Pluralität der Bildungspläne historisch gewachsen und in einem föderalen System auch sinnhaft sei. So sei das Bildungsprogramm von Rheinland-Pfalz beispielsweise eine Vereinbarung, kein Plan. Eine Vereinheitlichung der Bildungspläne sei nicht anzustreben; vielmehr solle die Expertise dazu anregen, bestimmte Aspekte noch einmal (qualitativ) anzuschauen.

>> Präsentation wird auf Wunsch der Referentin nur Teilnehmenden der Veranstaltung zur Verfügung gestellt.

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Workshops

In der Workshopsession wurden konkrete Ergebnisse und Erkenntnisse aus den Einzelvorhaben vorgestellt und mit den Teilnehmenden diskutiert. Jeder der sieben Kooperationspartner (die sechs Wohlfahrtsverbände sowie der Bundesverband für Kindertagespflege) gestaltete einen Workshop zu einem spezifischen Themenschwerpunkt.

Workshop 1: Was Qualität in der Kindertagesbetreuung ausmacht – selbstreflexive und vorurteilsbewusste Demokratieentwicklung (für diesen Workshop steht keine Präsentation zur Verfügung)
Jannes Hesterberg und Lucas Kriegbaum, AWO Bundesverband

Workshop 2: Partizipation von Kindern bis drei Jahren in der Kindertagespflege – Ergebnisse aus dem Projekt „Demokratie und Partizipation von Anfang an“ ( zur Präsentation)
Teresa Lehmann, Bundesverband für Kindertagespflege

Workshop 3: Demokratie in Kinderschuhen: Projektthemen in der Praxis. Implementierung der Inhalte in Einrichtungen ( zum Handout)
Petra Daun, Diözesan-Caritasverband Aachen

Workshop 4: Demokratiebildung in Kindertageseinrichtungen – Der evangelische Weg ( zur Präsentation)
Franziska Schubert-Suffrian, VEK

Workshop 5: Lesung aus dem Buch „Machtgeschichten – Ein Buch für Kinder über das Leben mit Erwachsenen (für diesen Workshop steht keine Präsentation zur Verfügung)
Anne Sophie Winkelmann, Autorin

Workshop 6: Rechte haben – Rechte (er-)leben! #kita #kinderrechte #partizipation #beschwerde
Claudia Kittel, Monotoring-Stelle UN-Kinderrechtskonvention ( zur Päsentation)
Marc Köster, Paritätischer Gesamtverband ( zur Päsentation)
Sabine Radtke, Paritätischer Landesverband Berlin ( zur Päsentation)

Workshop 7: Diversitätsorientierung und Strukturentwicklung in der Kita (für diesen Workshop steht keine Präsentation zur Verfügung)
Vera Katona, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland

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Abschlussdiskussion „Demokratie leben, Demokratie verankern. Strukturen, Rahmenbedingungen und Ressourcen für frühe Demokratiebildung“

Im Rahmen der Abschlussdiskussion wurden die für frühe Demokratiebildung notwendigen Rahmenbedingungen und Ressourcen beleuchtet. Mit Thomas Heppener (Bundesfamilienministerium), Regina Käseberg (Ministerium für Bildung, Rheinland-Pfalz) und Andreas Gladisch (Jugendamt Neukölln) waren die Perspektiven von Bund, Ländern und Kommunen vertreten. Zusätzlich hatten Teilnehmende die Möglichkeit, sich während der Diskussion aktiv einzubringen.

Regina Käseberg skizzierte eingangs zwei Möglichkeiten, um frühe Demokratiebildung auf Länderebene voranzubringen, nämlich durch finanzielle Förderung oder durch Regulierung. In Rheinland-Pfalz sei das Thema Demokratiebildung im Haushalt deutlich sichtbar; das neue Kita-Gesetz des Landes nehme speziell die Kinderrechte in den Blick. Andreas Gladisch stellte Berlin mit Blick auf die Förderung von Demokratiebildung ein gutes Zeugnis aus: So habe der Berliner Bildungsplan durch seine vergleichsweise hohe Verbindlichkeit einen guten Standard in den Bereichen Partizipation und Diversitätsbewusstsein geschaffen. Die sozialräumliche Vernetzung, der Übergang von der Kita in die Schule und die Einbeziehung von Eltern in Partizipationsprozesse in Kitas müssten aber noch stärker in den Blick genommen werden.

Kontrovers diskutiert wurden das „Gute-Kita-Gesetz“ und die „Brennpunktzulage“ in Berlin, mit denen der Bund bzw. das Land Berlin auf die Herstellung besserer Rahmenbedingungen für die frühkindliche Bildung insgesamt abzielen. Statt der Zahlung einer „Brennpunktzulage“ sei es gerade in belasteten Quartieren notwendig, in bessere Bedingungen vor Ort (z. B. die Ausstattung) zu investieren. Aus dem Publikum wurde zu bedenken gegeben, dass es beides brauche: eine höhere Vergütung und verbesserte Strukturen. Inwiefern die Verwendung eines „Brennpunkt“-Labels hilfreich sei, müsse allerdings kritisch hinterfragt werden.

Als weitere Initiative des Bundes stärke „Demokratie leben!“, so Thomas Heppener, Demokratiebildung und Vielfaltspädagogik in der Kindertagesbetreuung. Kernstück des verstetigten und weiterentwickelten Bundesprogramms seien die auf kommunaler Ebene angesiedelten „Partnerschaften für Demokratie“. Daneben widmeten sich auch ein neues Kompetenzduo und das aus dem Kooperationsprojekt „Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“ entstandene gleichnamige Begleitprojekt der Demokratiebildung im (frühen) Kindesalter. Es sei ein Anliegen des Bundesministeriums, mit diesen Angeboten verstärkt auch Einrichtungen in kommunaler Trägerschaft zu erreichen.

Als ein drängendes und auch für die Umsetzung früher Demokratiebildung relevantes Problem wurde der Fachkräftebedarf/-mangel – über die treffende Bezeichnung herrschte Dissens – im frühpädagogischen Bereich adressiert. Als Lösungsansätze wurden hier die vergütete Ausbildung, die maßvolle Stärkung multiprofessioneller Teams und die Schaffung beruflicher Weiterentwicklungsmöglichkeiten für Fachkräfte genannt. Die Förderung des Quereinstiegs wurde befürwortet; Quereinstiegsquoten um 20% wie beispielsweise in Berlin wurden mit Blick auf die Gewährleistung pädagogischer Professionalität aber hinterfragt. Die Fortschritte im Bereich der Akademisierung des Berufsfeldes wurden positiv hervorgehoben, zugleich aber auch zu bedenken gegeben, dass die Einmündung von Fachkräften mit akademischen Abschlüssen in das Berufsfeld nur zögerlich erfolge, weil das Tarifrecht deren Vergütung nicht vorsehe.

Aus dem Publikum wurde die Frage nach dem Diskriminierungsschutz in Kitas eingebracht, der über das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz aktuell nicht hinreichend geregelt sei. Hier wurde angeregt, entsprechende Regelungen zum Diskriminierungsschutz in den Kita-Gesetzen der Länder vorzusehen.

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